Rund um Hottorf
Kreuze und Kapellen
Spaziergänger finden, verstreut um unser Dorf herum, Kreuze, Kapellen und Bildstöcke.
Neben der heimatgeschichtlichen Bedeutung für unseren Ort sind sie vor allen Dingen seit Jahrhunderten Zeichen für die tiefe Verwurzelung der ländlichen Bevölkerung in ihrem Glauben.
„Sieben Fußfallstationen“
Die alljährliche Karfreitagsprozession geht auf das Testament des Theodor Noethlings vom 16. Februar 1859 zurück und nimmt ihren Weg zu diesen Fußfallstationen, um dort der sieben Worte Jesu am Kreuz zu gedenken. Ebenso war es früher guter Brauch, bei einem Sterbefall mit dem Rosenkranz an den „Sieben Fußfällen“ für den Verstorbenen zu beten. Dieser Brauch oblag den Kindern aus der Nachbarschaft des Verstorbenen und wurde bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts ausgeübt.
Erstes Wort
Jesus betete am Kreuz: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun (Lk 23, 34)
Das erste Steinkreuz steht westlich unserer Ortschaft an der Straße nach Kofferen.
Es ist das sogenannte „Oidtmann-Kreuz“ aus dem Jahr 1735 (Blaustein, mit Kruzifixus in Flachrelief, Höhe 3,12 m).
Johann Werner Oidtmann (*29.01.1664, +26.02.1740 in Hottorf) stiftete das Kreuz im Jahr 1735. Er war als drittes von zehn Kindern der Ehel. Johann Christof Oidtmann und Maria geb. Packen geboren. Am 30.05.1981 erhiehlt er eine Vorweihe, wurde am 22.09.1681 zum Subdiakon und am 18.10.1691 zum Priester geweiht.
Nach mutwilliger Zerstörung – es wurde umgeworfen – wurde das Kreuz auf initiative von Pfarrer Reiners 1967 neu errichtet. Es ist als barockes Pfeilerkreuz (üblich im Jülicher Land) gestaltet.
Anfang des 19. Jahrhundert ist das Kreuz schon einmal durch einen Sturm umgeworfen worden. Jahreang lag die ober Hälfte im Gras. Nachdem Wilhelm Mangels einen Leserbrief an den damals neu gegründeten Jülicher Geschichtsverein geschrieben hatte, wurde es wieder aufgestellt.
Die Inschrift ist heute nicht mehr zu lesen:
ME ERREXIT
JOHANN WERNER
OIDTMANN
CANONIKUS
JULICENSIS
AD INAJUREM
DEI GLORIAM 1735
Zweites Wort
Einer der beiden Verbrecher am Kreuz sprach: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Pardies sein (Lk 23, 42-43)
Nordwestlich des Dorfes steht das „Erdmann-Kreuz“. Bei diesem Kreuz handelt es sich ebenfalls um ein Pfeilerkreuz aus Blaustein oder Muschelkalk aus dem Jahr 1812 mit Darstellung der Schmerzensmutter (Höhe 3,06 m).
An dieser Stelle stand vor der ersten Zusammenlegung in der sogenannten Kofferner „Gracht“, einem Hohlweg, ein uraltes Heiligenhäuschen. An besagter Stelle kreuzte auch der „Holzweg“, sogenannt, weil die Einwohner des südlichen Teil des Ortes über diesen Weg ihr Brennholz aus dem Buchholzbusch trasportierten.
Dieses Denkmal bestand aus grauweißem Sandstein. Es hatte zwei tiefe Nischen, deren obere von einem halbkreisförmigen Schlußstein begrenzt wurde. Es besaß kein Heiligenbild und die Inschrift auf dem oberen Teil war teils verwittert, teils abgeschliffen, denn der Stein dieses Heiligenhäuschens diente manchem Mütterchen, das in dem Hohlweg Gras für seine Kuh oder seine Ziege schnitt, als Wetzstein für das Schnittmesser.
Als nun der Hohlweg zugeworfen wurde, mußte das Heiligenhäuschen weichen. Beim Abbrechen fielen die alten Steine auseinander, man hat sich nicht mehr die Mühe gemacht, die steine wieder zusammensetzen.Da nach Meinung der mit dem Abbruch beschäftigten Leute sowieso nichts mehr von der Inschrift zu lesen war, haben sie das Häuschen an Ort und Stelle begraben. Heute könnte man Dank der modernen Technik die Inschrift wieder sichtbar machen, aber das älteste Heiligenhäuschen von Hottorf ist für immer verschwunden.
An seiner Stelle errichtete man das heutige Steinkreuz, welches früher am Ralshovener Weg stand. Es trägt folgende Inschrift:
LEONARD ERDMANN
UND FRANCISCA FROIPHE IM ELEUTE HABEN DIESES
CREUTZ HERSTELLEN LASSEN
A° 1812 D AUGUST
Bei diesem Leonard Erdmann handelte es sich um einen direkten Nachkommen von einem Johann Heinrich Erdmann, der als Kollator der freien Kapelle von Hottorf auftrat.
Auch bei diesem Kreuz ist die Inschrift stark verwittert; sie konnte nicht mehr ganz entziffert werden.
Quelle: Schiffer
Drittes Wort
Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe deine Mutter! (Joh 19, 226-27)
Am Ortsausgang Richtung Lövenich finden wir eine Wegekapelle als kleinen Ziegelbau im Rundbogenstil aus der Mitte des 19. Jhs. Angeblich wurde sie 1874 von Jakob Hubert Dohmen errichtet. Vermutlich ist sie aber älter.
Anfang des 18. Jahrhunderts wurde dort am Dorfausgang nach Kleinbouslar und Lövenich auch ein Heiligenhäuschen gebaut. Es war aus Backstein angefertigt worden und in der Nische befand sich ein hölzernes Reliefbild mit einer Darstellung aus der Leidensgeschichte Jesus Christus.
Als nun dieses Heiligenhäuschen mit einer uralten Linde verschwunden war, ( Gründe sind nicht bekannt) , errichtete Jakob Hubert Dohmen 1874 die jetzige Kapelle.
Das Reliefbild des alten Häuschens wurde damals an der Rückseite der Kapelle angebracht, um es vor Wind und Regen zu schützen. Als aber die Gefahr bestand, daß es gestohlen werden konnte, wurde es weggenommen und an einen sicheren Ort gebracht.
Nach dem Tode des letzten Besitzers ist das Bild von den Erben verkauft worden und es bleibt somit der breiteren Öffentlichkeit vorenthalten.
Quelle: Schiffer
Der Youtube Nutzer @d-day_history hat ein Vergleichsvideo zwischen dem Jahr 1945 und 2024 erstellt.
Viertes Wort
In der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Mk 115, 34)
An der Nordecke des Dorfes treffen wir auf einen einfachen Bildstock aus Ziegelstein mit verputzter Fassade. Es ist das „Cöllesch Heiligenhäuschen“ aus dem 18. Jahrhundert. In der Nische finden wir ein Steinrelief mit einer Kreuzwegszene.
Das sogenannte „Cöllesch “ Heiligenhäuschen steht an der Nordecke unseres Dorfes. … In seiner Nische befand sich ebenfalls ein hölzernes Reliefbild mit einer Darstellung aus der Leidensgeschichte. Dieses wurde aber im Kriege 1939/45 zerstört. (Insgesamt wurden drei Reliefs zerstört.) Im Jahre 1956 wurden die Bilder von dem Bildhauer Josef Esser aus Kirchberg neu entworfen und als Reliefs in Tura-Marmor ausgeführt. Sie befinden sich heute in den Stationen an der Schule (Heerbahn) und an der Maar (im Neubaugebiet).
Das vierte Heiligenhäuschen, ebenfalls aus Backstein, stand an der Ostecke, an der Heerbahn ( da, wo jetzt der erste Weg in Richtung Ralshoven in nördlicher Richtung von der Hauptstraße führt).
Die Gründe für das Verschwinden sind nicht bekannt.
Heute erinnert nur noch eine Steinplatte mit der Jahreszahl 1708 an das Häuschen. Der Stein selbst ist stark abgetreten, da er als Treppenstufe im Hause Mütz*, Maarstraße, Verwendung gefunden hat. Ein geschwungenes Blumenmuster, welches vielleicht einmal den ganzen Stein zierte, ist nur noch stückweise zu sehen.
*Anmerkung des Chronisten: Haus Mütz ist heute An der Maar, Hausnummer 11, Treppenstufe dürfte durch Umbauarbeiten weggefallen sein.
Quelle: Schiffer
Fünfte Wort
Jesus sagte: Mich dürstet. Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund (Joh 19, 28-29).
Auf dem Weg entlang des Grabens an der Ecke zum Drosselweg steht ein neuer Bildsstock als Ziegelsteinbau. Auch er enthält in einer Nische ein Steinrelief mit einer Szene aus der Leidensgeschichte.
Bei Erschließung des Neubaugebietes „Am Drosselweg“ blieb dieser Bildstock erhalten und wurde zum Namensgeber der Straße „Am Bildstock“.
Sechstes Wort
Als Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! (Joh 19, 30)
Ein weiterer neuer Bildstock aus Ziegelsteinen befindet sich gegenüber der alten Schule an der „Fussekuhl“. Dieser Bildstock wurde im Oktober 2000 bei Baumfällarbeiten vollständig zerstört und im Jahr 2001 wieder errichtet. Das Steinrelief, ebenfalls mit einer Kreuzwegszene, überstand die Zerstörung unbeschadet und fand ihren Platz in der Nische des neuen Bildstocks.
Mehr dazu in der Dorfchronik:
Siebte Wort
Und Jesus rief mit lauter Stimme: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Nach diesen Worten hauchte er den Geist aus. (Lk 23, 46).
Die siebente und damit letzte Fußfallstation ist eingebunden in die Bruchsteinmauer des Friedhofs in der Nähe der Kirche. Das Denkmal ist ebenfalls aus Bruchstein errichtet. Auf seiner Spitze befindet sich ein Kreuz aus Sandstein.
Mehr dazu in der Dorfchronik:
Der Youtube Nutzer „5SeasonsLinnich“ hat ein 7-minütiges Video mit einem Rundgang entlang der Fußfallstationen erstellt.
Gröbel Kreuz in Richtung Ralshoven an der Landstraße 366
Das Wegekreuz wurde vermutlich 1876 aus gelben Sandstein errichtet und ist zirka 3,20 Meter hoch.
Die Inschrift lautet:
„Zur frommen Erinnerung an die wohlachtbare Frau Sibylla Cath. Gröbel, geb. Roben, geb. zu Kofferen d. 13. Dec. 1787, gest. d. 26. Oct, 1862, verehlicht vom 22. Febr. 1811 mit Heinrich Gröbel, geb. 13. Jan. 1778 gest. …. Sept. 1867″.
Das Originalkreuz an der Spitze des Denkmals ist nach dem Krieg verloren gegangen.
Nach der Zerstörung durch einen Verkehrsunfall im Jahr 1997 wurde das Kreuz 1999 restauriert und durch Pfarrer Philippen eingesegnet.
Kreuz auf dem Pützberg
- erneuert 1960;
- hölzernes Wegkreuz mit balusterartigem Unterbau
- Kleeblattenden,
- doppelt geschweifte Bedachung
Zum Kreuz am Pützberg führt die jährliche Dreifaltigkeitsprozession.
Ursprünglich war das Kreuz am Spritzenhaus angebracht. An dieser Stelle steht heute die Linde (Kreuzung von Georg-, Berg- und Dorfstraße).
Das Foto von 1819 zeigt den geschmückten Altar zur Dreifaltigkeitsprozession.